1.3.3. Teams und Unterprojekte

Debian ist direkt um das Konzept der Quellpakete organisiert, jedes mit seinem Betreuer oder seiner Gruppe von Betreuern. Zahlreiche Arbeitsteams haben sich im Laufe der Zeit gebildet, die die Verwaltung der Infrastruktur und das Management von Aufgaben, die keinem bestimmten Paket zugeordnet werden können (Qualitätssicherung, Debian-Richtlinien, Installationsprogramm usw.) sicherstellen, wobei die jüngsten Teams rings um Unterprojekte heranwachsen.

1.3.3.1. Bestehende Debian-Unterprojekte

Jedem sein eigenes Debian! Ein Unterprojekt ist eine Gruppe von Freiwilligen, die daran interessiert ist, Debian an spezielle Anforderungen anzupassen. Außer der Auswahl einer Untergruppe von Programmen, die für einen bestimmten Bereich (Bildung, Medizin, Multimediaerstellung usw.) gedacht sind, betrifft dies auch die Verbesserung vorhandener Pakete, das Paketieren fehlender Software, die Anpassung des Installationsprogramms, das Erstellen bestimmter Dokumentation und Weiteres.

WÖRTERVERZEICHNIS Unterprojekt und abgeleitete Distribution

Der Entwicklungsprozess einer abgeleiteten Distribution besteht darin, mit einer bestimmten Version von Debian zu beginnen und daran eine Anzahl von Veränderungen vorzunehmen. Die hierbei verwendete Infrastruktur befindet sich vollständig außerhalb des Debian-Projekts. Es gibt nicht notwendigerweise Richtlinien zum Beitragen von Verbesserungen. Dieser Unterschied erklärt, wie sich eine abgeleitete Distribution von ihren Ursprüngen entfernen kann und warum sie sich regelmäßig mit ihrer Quelle neu synchronisieren muss, um aus Verbesserungen des Hauptzweigs Nutzen zu ziehen.

Im Gegensatz hierzu kann sich ein Unterprojekt nicht wegentwickeln, da alle daran vorgenommenen Arbeiten darin bestehen, Debian unmittelbar zu verbessern, um es so einem speziellen Ziel anzupassen.

Die bekannteste von Debian abgeleitete Distribution ist zweifellos Ubuntu, aber es gibt viele andere. Siehe Anhang A, Derivate (Abgeleitete Distributionen), um mehr über die Besonderheiten der Derivate und ihre Positionierung im Verhältnis zu Debian zu erfahren.

Hier ist eine kleine Auswahl aktueller Unterprojekte:

Debian-Junior, von Ben Armstrong, bietet ein ansprechendes und leicht zu bedienendes Debian-System für Kinder;
Debian-Edu, von Petter Reinholdtsen, auf die Erstellung einer speziellen Distribution für den akademischen Bereich ausgerichtet;
Debian Med, von Andreas Tille, dem medizinischen Bereich gewidmet;
Debian-Multimedia, von den Schöpfern der Agnula-Distribution, befasst sich mit der Erstellung von Multimedia-Inhalten;
Debian Desktop, von Colin Walters, auf die Arbeitsfläche ausgerichtet;
Debian-Ham, erstellt von Bruce Perens, hat Amateurfunk-Interessierte als Zielgruppe;
Debian-NP (Non-Profit) ist für gemeinnützige Organisationen;
Debian-Lex, ist schließlich für die Arbeit im juristischen Umfeld gedacht.

Diese Liste wird mit der Zeit und einer besseren Wahrnehmung der Vorteile von Debian-Unterprojekten wahrscheinlich wachsen. Sie können sich mit voller Unterstützung durch die vorhandene Debian-Infrastruktur tatsächlich auf Aktivitäten mit wirklichem Mehrwert konzentrieren, ohne sich sorgen zu müssen, ob sie mit Debian synchron bleiben, da sie innerhalb des Projekts entwickelt werden.

AUSBLICK Debian in der akademischen Welt

Debian-Edu war ursprünglich ein französisches Projekt, das von Stéphane Casset und Raphaël Hertzog beim Unternehmen Logidée im Auftrag einer staatlichen Behörde für pädagogische Dokumentation geschaffen wurde. Raphaël integrierte es dann mit Debian in Form eines Unterprojekts. Aus Zeitmangel wurde es nicht weiterentwickelt - wie so oft bei Freie-Software-Projekten, denen es an Mitwirkenden fehlt.

Zugleich arbeitete ein norwegisches Team an einer ähnlichen Distribution, die ebenfalls auf dem debian-installer aufbaute. Da SkoleLinux deutlich schneller vorankam, schlug Raphaël vor, es zu einem Mitglied der Debian-Familie zu machen und das Debian-Edu-Unterprojekt zu übernehmen.

AUSBLICK Debian im Multimedia-Bereich

Agnula war vormals ein europäisches Projekt unter der Leitung eines italienischen Teams. Es zog unter dem Namen „DeMuDi“ die Entwicklung einer für Multimedia-Anwendungen angepassten Debian-Version nach sich. Einige Projektmitarbeiter, vor allem Marco Trevisani, wollten sie durch Integration in das Debian-Projekt aufrechterhalten. Das Debian-Multimedia-Unterprojekt hatte damit das Licht der Welt erblickt. http://wiki.debian.org/DebianMultimedia

Dieses Projekt hatte jedoch Schwierigkeiten, sich eine Identität aufzubauen und zu starten. Free Ekanayaka arbeitete innerhalb von Debian daran, bot jedoch die Ergebnisse in Form einer abgeleiteten Distribution an, die heute 64Studio heißt. Diese Distribution ist einem neuen Unternehmen angegliedert, das technische Unterstützung anbietet. http://www.64studio.com/