Kapitel 8. Basis-Konfigurierung: Netzwerk, Benutzerkonten, Drucken...
Ein Rechner mit einer neuen Installation, die mit debian-installer
erstellt wurde, sollte möglichst weitgehend funktionsfähig sein, aber viele Dienste müssen noch konfiguriert werden. Außerdem ist es immer gut, wenn man weiß, wie bestimmte Konfigurationselemente, die während des ursprünglichen Installationsprozesses festgelegt wurden, geändert werden.
In diesem Kapitel wird all das besprochen, was wir „Basis-Konfigurierung“ nennen: Netzwerkbetrieb, Sprache und Sprachumgebungen, Benutzer und Gruppen, Drucken, Einhängepunkte usw.
8.1. Das System für eine andere Sprache konfigurieren
Falls das System auf Französisch installiert wurde, wird der Rechner wahrscheinlich schon Französisch als Sprache voreingestellt haben. Aber es ist gut zu wissen, was der Installer macht, um die Sprache einzustellen, so dass Sie sie später, falls nötig, ändern können.
8.1.1. Die Standardsprache einstellen
Eine Sprachumgebung ist eine Gruppe regionaler Einstellungen. Diese beschränken sich nicht nur auf die Sprache der Texte, sondern umfassen auch die Formate, in denen Zahlen, Termine, Zeiten und Währungsbeträge angezeigt werden, wie auch die Methode alphabetischer Vergleiche (um Einträge alphabetisch zu ordnen und gegebenenfalls mit Akzenten versehene Buchstaben einzubeziehen). Obwohl jeder dieser Parameter unabhängig von den anderen festgelegt werden kann, verwenden wir normalerweise eine Sprachumgebung, die ein kohärenter Satz von Einstellungen für diese Parameter ist, der einer „Region“ im weitesten Sinne entspricht. Diese Sprachumgebungen werden gewöhnlich in der Form sprachcode
_LÄNDERCODE
angegeben, manchmal mit einem Suffix zur Festlegung des Zeichensatzes und der zu verwendenden Kodierung. Dies ermöglicht die Berücksichtigung redensartlicher und typografischer Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen mit einer gemeinsamen Sprache.
Das Paket locales enthält alle Elemente, die für das richtige Funktionieren der „Lokalisierung“ verschiedener Anwendungen erforderlich sind. Während des Installierens stellt dieses Paket einige Fragen, um die unterstützten Sprachen auszuwählen. Dieser Satz unterstützter Sprachen kann durch das Ausführen von dpkg-reconfigure locales
geändert werden.
Sie werden zunächst gefragt, welche „Sprachumgebungen“ einbezogen werden sollen. Das Auswählen aller deutschen Sprachumgebungen (das heißt all derer, die mit „de_DE
“ beginnen) ist eine vernünftige Wahl. Zögern Sie nicht, andere Sprachumgebungen auszuwählen, falls der Rechner ausländischen Benutzern zur Verfügung stehen wird. Die Liste der bekannten Sprachumgebungen des Systems ist in der Datei /etc/locale.gen
gespeichert. Diese Datei kann von Hand editiert werden, jedoch sollten Sie nach jeder Änderung locale-gen
ausführen. Es erzeugt die für das ordnungsgemäße Funktionieren hinzugefügter Sprachumgebungen erforderlichen Dateien und entfernt veraltete Dateien.
Die zweite Frage lautet „Set default locale“ und fordert die Angabe einer Voreinstellung für die Sprachumgebung. In Deutschland ist die empfohlene Auswahl „de_DE.UTF-8
“. Österreicher werden „de_AT.UTF-8
“ bevorzugen, Schweizer „de_CH.UTF-8
“, Belgier „de_BE.UTF-8
“, Luxemburger „de_LU.UTF-8
“ und Liechtensteiner „de_LI.UTF-8
“. Die Datei /etc/default/locale
wird anschließend geändert, um die festgelegte Sprachumgebung LANG
einzustellen.
8.1.2. Die Tastatur einstellen
Bis Debian Lenny wurde die Tastaturbelegung durch zwei verschiedene Systeme gesteuert: für die Befehlszeile console-tools/console-data; für grafische Umgebungen keyboard-configuration. Seit Squeeze sind diese beiden Systeme vereint, und keyboard-configuration steuert die Tastatur sowohl auf der Befehlszeile als auch im grafischen Modus. Der Befehl dpkg-reconfigure keyboard-configuration
kann jederzeit dazu benutzt werden, die Tastaturbelegung umzustellen.
Die Fragen sind für die physische Tastaturanordnung wichtig (eine gewöhnliche PC-Tastatur in Deutschland und Österreich wird vom Typ „Generische Tastatur mit 105 Tasten (Intl)“ sein), dann für die zu wählende Belegung (normalerweise „DE“) und schließlich für die Position der AltGr-Taste (rechtes Alt). Schließlich stellt sich die Frage, welche Taste als „Compose-Taste“ verwendet werden soll, die es ermöglicht, Sonderzeichen durch die Kombination mehrerer Tastenanschläge einzugeben. Wenn Sie nacheinander
Compose ' e eingeben, erhalten Sie ein E-Akut („é“). Alle diese Kombinationen sind in der Datei
/usr/share/X11/locale/en_US.UTF-8/Compose
beschrieben (oder einer anderen Datei in Übereinstimmung mit der aktuellen Sprachumgebung, wie sie in der Datei
/usr/share/X11/locale/compose.dir
festgelegt ist).
Beachten Sie, dass die hier beschriebene Tastaturkonfigurierung für den grafischen Modus nur die Standardbelegung beeinflusst; die GNOME- und KDE-Umgebungen stellen, wie andere auch, bei ihren Systemeinstellungen ein Tastaturkonfigurierungsfenster bereit, das es jedem Anwender ermöglicht, seine eigene Konfiguration zu bekommen. Einige zusätzliche Optionen bezüglich des Verhaltens einiger bestimmter Tasten sind ebenfalls in diesen Konfigurierungsfenstern verfügbar.
8.1.3. Auf UTF-8 umstellen
Die allgemeine Verbreitung von UTF-8 war eine lang erwartete Lösung für verschiedene Probleme im Bereich der Interoperabilität, da es den internationalen Austausch erleichtert und willkürliche Beschränkungen bei Zeichen, die in einem Dokument verwendet werden können, beseitigt. Die einzige Schattenseite ist, dass es durch eine ziemlich schwierige Übergangsphase gehen musste. Da sie nicht vollständig transparent ablaufen konnte (das heißt, dass sie nicht gleichzeitig weltweit stattfinden konnte), waren zwei Umstellungsvorgänge erforderlich: einer beim Dateiinhalt und der andere bei den Dateinamen. Zum Glück ist der Großteil dieser Umstellung inzwischen erledigt, und wir erwähnen sie vor allem als Hinweis.
Bei Dateinamen kann die Umstellung recht einfach sein. Das Hilfsprogramm convmv
(im gleichnamigen Paket) ist speziell zu diesem Zweck entwickelt worden; es ermöglicht die Umbenennung von Dateien von einer Codierung in eine andere. Die Benutzung dieses Hilfsprogramms ist recht einfach, wir empfehlen jedoch, in zwei Schritten vorzugehen, um Überraschungen zu vermeiden. Das folgende Beispiel zeigt eine UTF-8-Umgebung, die in ISO-8859-15 codierte Verzeichnisnamen enthält, und die Verwendung von convmv
zu ihrer Umbenennung.
$
ls travail/
Ic?nes ?l?ments graphiques Textes
$
convmv -r -f iso-8859-15 -t utf-8 travail/
Starting a dry run without changes...
mv "travail/�l�ments graphiques" "travail/Éléments graphiques"
mv "travail/Ic�nes" "travail/Icônes"
No changes to your files done. Use --notest to finally rename the files.
$
convmv -r --notest -f iso-8859-15 -t utf-8 travail/
mv "travail/�l�ments graphiques" "travail/Éléments graphiques"
mv "travail/Ic�nes" "travail/Icônes"
Ready!
$
ls travail/
Éléments graphiques Icônes Textes
Für Dateiinhalte sind die Umwandlungsverfahren wegen der enormen Vielfalt bestehender Dateiformate aufwändiger. Einige Dateiformate enthalten Codierungsinformationen, die die Aufgabe der zu ihrer Behandlung eingesetzten Software erleichtern; in diesen Fällen genügt es, die Dateien zu öffnen und sie unter Vorgabe der Codierung als UTF-8 erneut zu speichern. In anderen Fällen muss man beim Öffnen der Datei ihre ursprüngliche Codierung angeben (ISO-8859-1 oder „Western“, beziehungsweise ISO-8859-15 oder „Western (European)“ je nach Formulierung).
Für einfache Textdateien kann man recode
(im gleichnamigen Paket) verwenden, das ein automatisches Umcodieren ermöglicht. Dieses Hilfsprogramm hat zahlreiche Optionen; Sie können daher mit seinem Verhalten herumspielen. Wir empfehlen Ihnen, die Dokumentation zu Rate zu ziehen, entweder die Handbuchseite recode(1) oder die ausführlichere Informationsseite recode.