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11.2. Webserver (HTTP)

Die Falcot Corp. Administratoren haben sich entschlossen, den Apache HTTP-Server zu verwenden, der in der Version 2.2.22 in Debian Wheezy enthalten ist.

11.2.1. Apache installieren

Standardmäßig wird beim Installieren des Pakets apache2 auch die Apache-Version apache2-mpm-worker installiert. Das Paket apache2 ist eine leere Hülle, mit der lediglich sichergestellt wird, dass eine der Apache-Versionen tatsächlich installiert wird.
Die Unterschiede in den Apache-2-Varianten beziehen sich in erster Linie auf das Regelwerk, das beim Umgang mit der parallelen Verarbeitung zahlreicher Anfragen verwendet wird; dieses Regelwerk wird durch ein MPM (kurz für Multi-Processing Module) umgesetzt. Von den verfügbaren MPMs verwendet apache2-mpm-worker sogenannte Threads (leichtgewichtige Prozesse), wohingegen apache2-mpm-prefork eine Anzahl zuvor erstellter Prozesse benutzt (dies ist der traditionelle Weg und der einzige, der unter Apache 1.3 verfügbar war). apache2-mpm-event verwendet ebenfalls Threads, die jedoch früher beendet werden, wenn die ankommende Verbindung lediglich durch die HTTP-Funktion keep-alive offen gehalten wird.
Die Falcot Administratoren installieren auch libapache2-mod-php5, um die Unterstützung für PHP in Apache einzubeziehen. Dies führt dazu, dass apache2-mpm-worker entfernt und apache2-mpm-prefork stattdessen installiert wird, da PHP nur unter diesem speziellen MPM funktioniert.
Apache ist ein modularer Server, und viele Leistungsmerkmale werden durch externe Module umgesetzt, die das Hauptprogramm während der Initialisierung lädt. Die Standardkonfiguration aktiviert nur die gebräuchlichsten Module, aber das Aktivieren neuer Module geschieht einfach mit dem Befehl a2enmod modul; der Befehl zum Abschalten eines Moduls lautet a2dismod modul. Diese Programme erstellen (oder löschen) in Wirklichkeit nur symbolische Verknüpfungen in der Datei /etc/apache2/mods-enabled/, die auf die tatsächlichen Dateien zeigen (die in /etc/apache2/mods-available/ gespeichert sind).
In seiner Standardkonfiguration nimmt der Webserver an Port 80 Verbindungen an (wie in /etc/apache2/ports.conf konfiguriert), und liefert Seiten aus dem Verzeichnis /var/www/ (wie in /etc/apache2/sites-enabled/000-default konfiguriert).

11.2.2. Virtuelle Hosts konfigurieren

Ein virtueller Host ist eine zusätzliche Identität des Web-Servers.
Apache berücksichtigt zwei verschiedene Arten virtueller Hosts: diejenigen, die auf der IP-Adresse (oder dem Port) basieren, und diejenigen, die sich auf den Domainnamen des Web-Servers stützen. Bei der ersten Methode muss jeder Seite eine andere IP-Adresse (oder ein anderer Port) zugeordnet werden, während die zweite mit einer einzigen IP-Adresse (und einem einzigen Port) auskommt und die Seiten durch den Hostnamen, der vom HTTP-Client gesendet wird, unterschieden werden (was nur in Version 1.1 des HTTP-Protokolls funktioniert - glücklicherweise ist diese Version schon so alt, dass alle Clients sie verwenden).
Die (zunehmende) Knappheit von IPv4-Adressen begünstigt gewöhnlich die zweite Methode; jedoch ist sie komplizierter, wenn der virtuelle Host auch HTTPS bereitstellen muss, da das SSL-Protokoll nicht von jeher virtuelles Hosting auf Namensbasis ermöglicht hat. Nicht alle Browser können mit der SNI-Erweiterung (Server Name Indication), die diese Kombination ermöglicht, umgehen. Wenn mehrere HTTPS-Seiten auf demselben Server laufen müssen, werden sie gewöhnlich dadurch unterschieden, dass sie auf verschiedenen Ports laufen oder unter verschiedenen IP-Adressen (IPv6 ist hier hilfreich).
Die Standardkonfiguration für Apache 2 aktiviert virtuelle Hosts auf Namensbasis (mit der Anweisung NameVirtualHost *:80 in der Datei /etc/apache2/ports.conf). Zusätzlich wird ein voreingestellter virtueller Host in der Datei /etc/apache2/sites-enabled/000-default ausgewiesen; dieser virtuelle Host wird verwendet, wenn es keinen anderen Host gibt, der zur Anfrage des Clients passt.
Jeder zusätzliche virtuelle Host wird dann in einer unter /etc/apache2/sites-available/ gespeicherten Datei festgelegt. Die Einrichtung einer Website für die Domain falcot.org erfordert daher nur die Erstellung der folgenden Datei und anschließend die Aktivierung des virtuellen Hosts mit dem Befehl a2ensite www.falcot.org.

Beispiel 11.16. Die Datei /etc/apache2/sites-available/www.falcot.org

<VirtualHost *:80>
ServerName www.falcot.org
ServerAlias falcot.org
DocumentRoot /srv/www/www.falcot.org
</VirtualHost>

Der Apache-Server, so wie er bis jetzt konfiguriert ist, benutzt für alle virtuellen Hosts dieselben Protokolldateien (obwohl dies durch das Hinzufügen von CustomLog-Anweisungen in den Definitionen der virtuellen Hosts geändert werden könnte). Es ist daher sehr sinnvoll, das Format dieser Protokolldatei so anzupassen, dass es den Namen des virtuellen Hosts enthält. Dies kann durch die Erstellung einer Datei namens /etc/apache2/conf.d/customlog erreicht werden, die für alle Protokolldateien (mit der LogFormat-Anweisung) ein anderes Format festlegt. Außerdem muss die CustomLog-Zeile aus der Datei /etc/apache2/sites-available/default entfernt (oder auskommentiert) werden.

Beispiel 11.17. Die Datei /etc/apache2/conf.d/customlog

# Neues Log-Format einschließlich des (virtuellen) Hostnamens
LogFormat "%v %h %l %u %t \"%r\" %>s %b \"%{Referer}i\" \"%{User-Agent}i\"" vhost

# Jetzt soll dieses „vhost“-Format standardmäßig benutzt werden
CustomLog /var/log/apache2/access.log vhost

11.2.3. Gebräuchliche Anweisungen

Dieser Abschnitt rekapituliert in Kürze einige der häufig genutzten Konfigurations-Direktiven von Apache.
Die Hauptkonfigurationsdatei enthält gewöhnlich mehrere Directory-Blöcke; sie ermöglichen es, unterschiedliches Verhalten des Servers in Abhängigkeit von der zu liefernden Datei festzulegen. Solch ein Block enthält häufig Anweisungen des Typs Options und AllowOverride.

Beispiel 11.18. Verzeichnisblock

<Directory /var/www>
Options Includes FollowSymlinks
AllowOverride All
DirectoryIndex index.php index.html index.htm
</Directory>

Die Anweisung DirectoryIndex enthält eine Liste von Dateien, die ausgewählt werden sollen, wenn die Client-Anfrage auf ein Verzeichnis zutrifft. Die in der Liste als erste aufgeführte Datei wird herangezogen und als Antwort gesendet.
Auf die Anweisung Options folgt eine Liste von zu aktivierenden Optionen. Der Wert None deaktiviert alle Optionen; dementsprechend aktiviert All alle außer MultiViews. Unter anderem stehen folgende Optionen zur Verfügung:
  • ExecCGI bedeutet, dass CGI-Skripte ausgeführt werden können.
  • FollowSymlinks teilt dem Server mit, dass er symbolischen Verweisen folgen kann, und dass die Antwort den Inhalt des Ziels solcher Verweise enthalten soll.
  • SymlinksIfOwnerMatch weist den Server ebenfalls an, symbolischen Verweisen zu folgen, aber nur, wenn der Verweis und sein Ziel demselben Benutzer gehören.
  • Includes aktiviert Server Side Includes (abgekürzt SSI). Dies sind in HTML-Seiten eingebettete Anweisungen, die bei jeder Anforderung im laufenden Betrieb ausgeführt werden.
  • Indexes weist den Server an, den Inhalt eines Verzeichnisses aufzulisten, falls die von einem Client gesendete HTTP-Anforderung auf ein Verzeichnis ohne Indexdatei weist (das heißt, wenn es in diesem Verzeichnis keine der von der Anweisung DirectoryIndex genannten Dateien gibt).
  • MultiViews aktiviert die Inhaltsabstimmung; diese kann vom Server dazu verwendet werden, eine Webseite in der im Browser eingestellten bevorzugten Sprache anzuzeigen.
Die Anweisung AllowOverride führt alle Optionen auf, die mithilfe einer .htaccess-Datei aktiviert oder deaktiviert werden können. Eine verbreitete Anwendung dieser Option besteht darin, ExecCGI einzuschränken, so dass der Administrator entscheidet, welchen Benutzern es erlaubt ist, Programme unter der Identität des Web-Servers (des Benutzers www-data) auszuführen.

11.2.3.1. Authentifizierung verlangen

Unter manchen Umständen muss der Zugang zu Teilen einer Website beschränkt werden, so dass nur berechtigte Benutzer, die einen Benutzernamen und ein Passwort angeben, Zugang zum Inhalt erhalten.

Beispiel 11.19. Authentifizierung für die Datei .htaccess verlangen

Require valid-user
AuthName "Private directory"
AuthType Basic
AuthUserFile /etc/apache2/authfiles/htpasswd-private

Die Datei /etc/apache2/authfiles/htpasswd-private enthält eine Liste von Benutzern und Passwörtern; sie wird normalerweise mit dem Befehl htpasswd gehandhabt. Der folgende Befehl wird zum Beispiel dazu benutzt, einen Benutzer hinzuzufügen oder sein Passwort zu ändern:
# htpasswd /etc/apache2/authfiles/htpasswd-private user
New password:
Re-type new password:
Adding password for user user

11.2.3.2. Zugang beschränken

Die Direktiven Allow from und Deny from steuern Zugriffsbeschränkungen für Verzeichnisse (und, rekursiv, deren Unterverzeichnisse).
Die Anweisung Order informiert den Server über die Reihenfolge, in der die Anweisungen Allow from und Deny from angewendet werden; die zuletzt zutreffende erhält Vorrang. Konkret erlaubt Order deny,allow Zugang, falls kein Deny from gilt, oder falls eine Allow from Anweisung zutrifft. Umgekehrt verweigert Order allow,deny den Zugang, falls keine Allow from Anweisung zutrifft (oder falls eine Deny from Anweisung gilt).
Auf die Anweisungen Allow from und Deny from kann eine IP-Adresse folgen, ein Netzwerk (wie zum Beispiel 192.168.0.0/255.255.255.0, 192.168.0.0/24 oder sogar 192.168.0), ein Host- oder Domain-Name oder das Schlüsselwort all, das jeden bezeichnet.

Beispiel 11.20. Als Voreinstellung zurückweisen, aber vom lokalen Netzwerk aus erlauben

Order deny,allow
Allow from 192.168.0.0/16
Deny from all

11.2.4. Protokoll-Analysatoren

Häufig wird ein Protokoll-Analysator auf einem Web-Server installiert, da er den Administratoren ein genaues Bild der Einsatzmuster des Servers vermittelt.
Die Falcot Corp. Administratoren haben AWStats (Advanced Web Statistics) für die Analyse ihrer Apache-Protokolldateien ausgewählt.
Der erste Konfigurierungsschritt besteht darin, die Datei /etc/awstats/awstats.conf anzupassen. Die Falcot Administratoren lassen sie bis auf die folgenden Parameter unverändert:
LogFile="/var/log/apache2/access.log"
LogFormat = "%virtualname %host %other %logname %time1 %methodurl %code %bytesd %refererquot %uaquot"
SiteDomain="www.falcot.com"
HostAliases="falcot.com REGEX[^.*\.falcot\.com$]"
DNSLookup=1
LoadPlugin="tooltips"
All diese Parameter sind durch Kommentare in der Vorlagendatei dokumentiert. Insbesondere bezeichnen die Parameter LogFile und LogFormat den Ort und das Format der Protokolldatei sowie die Information, die sie enthält; SiteDomain und HostAliases führen die verschiedenen Bezeichnungen auf, unter denen die Haupt-Website bekannt ist.
Für Internet-Präsenzen mit starkem Datenverkehr sollte DNSLookup normalerweise nicht auf 1 gesetzt werden; für kleinere, wie die oben beschriebene Falcot-Site, ermöglicht diese Einstellung jedoch besser lesbare Berichte, die vollständige Rechnernamen enthalten statt unverarbeiteter IP-Adressen.
AWStats wird auch für andere virtuelle Hosts aktiviert; jeder virtuelle Host benötigt seine eigene Konfigurationsdatei, wie zum Beispiel /etc/awstats/awstats.www.falcot.org.conf.

Beispiel 11.21. AWStats-Konfigurationsdatei für einen virtuellen Host

Include "/etc/awstats/awstats.conf"
SiteDomain="www.falcot.org"
HostAliases="falcot.org"

AWStats verwendet zahlreiche im Verzeichnis /usr/share/awstats/icon/ gespeicherte Piktogramme. Damit diese Symbole auf der Website zur Verfügung stehen, muss die Apache-Konfiguration durch das Hinzufügen folgender Anweisung angepasst werden:
Alias /awstats-icon/ /usr/share/awstats/icon/
Einige Minuten später (und nachdem das Skript einige Male gelaufen ist) stehen die Ergebnisse online zur Verfügung: