Eine der bekanntesten Eigenschaften von Debian ist die Fähigkeit, ein installiertes System von einer Stable Veröffentlichung auf die nächste aktualisieren zu können: dist-upgrade – ein wohlbekannter Ausdruck – hat erheblich zum Ansehen des Projekts beigetragen. Mit ein paar Vorkehrungen dauert die Aktualisierung eines Computers zwischen wenigen Minuten bis zu einigen Duzend Minuen, abhängig von der Downloadgeschwindigkeit der Paketquellen.
6.6.1. Empfohlene Vorgehensweise
Da Debian einiges an Zeit zur Weiterentwicklung zwischen den Stable Veröffentlichungen hat, sollten Sie vor einer Aktualisierung die Veröffentlichungshinweise lesen.
In diesem Abschnitt gehen wir auf die Aktualisierung eines Squeeze Systems auf Wheezy ein. Dies ist ein erheblicher Eingriff in ein System, der niemals 100% risikofrei ist und nur nach der Sicherung aller wichtigen Daten unternommen werden sollte.
Eine weitere gute Eigeschaft, die das Aktualisieren erleichtert (und verkürzt), ist das Aufräumen der installierten Pakete und dadurch nur die zu behalten, die wirklich gebraucht werden. Hilfreiche Werkzeuge dazu sind unter anderem
aptitude
,
deborphan
und
debfoster
(siehe
Abschnitt 6.2.7, „Automatisch installierte Pakete nachverfolgen“). Sie können beispielsweise untenstehenden Befehl absetzen und anschließend im interaktiven Modus von
aptitude
die geplanten Aufräumarbeiten genau zu überprüfen und Feineinstellungen vornehmen:
# deborphan | xargs aptitude --schedule-only remove
Nun zur Aktualisierung selbst: Zuerst müssen Sie die Datei /etc/apt/sources.list
anpassen, um APT anzuweisen, die Pakete aus Wheezy anstatt aus Squeeze zu verwenden. Wenn die Datei ausschließlich Verweise auf Stable statt auf einen expliziten Codenamen enthält, ist diese Änderung nicht einmal nötig, da Stable immer auf die zuletzt veröffentlichte Version von Debian zeigt. In beiden Fällen muss die Datenbank der verfügbaren Pakete aktualisiert werden (mit dem Befehl apt-get update
oder der Schaltfläche "Neu laden" in synaptic
).
Wenn diese Paketquellen einmal registriert sind, sollte man zuerst eine minimale Aktualisierung mit apt-get upgrade
durchführen. Wenn man die Aktualisierung in zwei Schritten durchführt, erleichtert man die Arbeit der Paket-Verwaltungswerkzeuge und stellt sicher, dass diese in der aktuellsten Version verwendet werden, die möglicherweise die notwendigen bisher aufgelaufenen Fehlerkorrekturen und Verbesserungen beinhalten, um die komplette Aktualisierung der Distribution durchzuführen.
Nachdem zuerst die Aktualisierung der Werkzeuge geschehen ist, ist es an der Zeit, die eigentliche Aktualisierung anzugehen, entweder mit apt-get dist-upgrade
oder aptitude
oder synaptic
. Sie sollten die vorgeschlagenen Aktionen sehr sorgfältig prüfen, bevor Sie sie ausführen: Vielleicht möchten Sie vorgeschlagene Pakete auswählen oder nur empfohlene Pakete abwählen, die als nicht nützlich bekannt sind. In jedem Fall sollte die Benutzeroberfläche ein Szenario vorschlagen, das in einem kohärenten, aktuellen Wheezy System resultiert. Danach müssen Sie sich nur noch gedulden, bis die benötigten Pakete heruntergeladen sind, die Fragen von Debconf und möglicherweise über lokal veränderte Konfigurationsdateien beantworten und sich zurücklehnen, während APT seine Magie wirkt.
6.6.2. Problembehandlung nach einer Aktualisierung
Trotz der Anstrengungen der Debian-Betreuer verläuft eine größere Systemaktualisierung nicht immer so problemlos, wie man es sich wünschen würde. Neue Softwareversionen könnten inkompatibel zu ihren Vorgängern sein (beispielsweise, weil sich Standardverhaltensweisen oder Datenformate geändert haben). Auch könnten sich Fehler durch die, jeder Debian Veröffentlichung vorangehende, Testphase hindurch gemogelt haben.
Um solche Probleme vorwegzunehmen, können Sie das Paket apt-listchanges installieren, welches Informationen über mögliche Probleme zu Beginn jeder Paketaktualisierung einblendet. Diese Informationen werden von den Paketbetreuern zusammen- und in /usr/share/doc/Paket
/NEWS.Debian
Dateien zum Nutzen der Anwender bereitgestellt. Das Lesen dieser Dateien (möglicherweise mittels apt-listchanges) sollte helfen, Sie vor bösen Überraschungen zu bewahren.
Manchmal werden Sie feststellen, dass die neue Version einer Software überhaupt nicht funktioniert. Das passiert allgemein bei Applikationen, die nicht besonders populär und deshalb nicht ausgiebig genug getestet sind. Eine Aktualisierung in letzter Minute kann zu Regressionsfehlern führen, die erst nach der Veröffentlichung erkannt werden. In beiden Fällen ist der erste Schritt, einen Blick in die Fehlerdatenbank unter http://bugs.debian.org/Paket
zu werfen, um zu prüfen, ob das Problem bereits gemeldet wurde. Falls nicht, sollten Sie es mittels reportbug
melden. Falls das Problem bereits bekannt ist, ist der Fehlerbericht in Verbindung mit den verknüpften Meldungen üblicherweise eine exzellente Informationsquelle zu dem Fehler:
in anderen Fällen könnten andere Anwender bereits eine Übergangslösung für das Problem gefunden und ihre Erkenntnisse in den Antworten zum Fehlerbericht geteilt haben;
und in wieder anderen Fällen könnte der Paketbetreuer bereits ein korrigiertes Paket gebaut und veröffentlicht haben.
Abhängig von der Schwere eines Fehlers, kann eine neue Paketversion speziell für die nächste Ausgabe der Stable Veröffentlichung vorbereitet werden. Sollte dies der Fall sein, wird das korrigierte Paket im Bereich
proposed-updates
der Debian Spiegelserver bereitgestellt (siehe
Abschnitt 6.1.2.3, „Proposed Updates“). Der entsprechende Eintrag kann dann temporär der Datei
sources.list
hinzugefügt werden. Aktualisierte Pakete können mit
apt-get
oder
aptitude
installiert werden.
Manchmal ist das korrigierte Paket nicht in diesem Bereich verfügbar, weil es noch von den Stable Release Managern geprüft werden muss. Sie können auf deren Webseite prüfen, ob dies der Fall ist. Dort aufgeführte Pakete sind noch nicht verfügbar, aber wenigstens wissen Sie, dass der Veröffentlichungsprozess läuft.